Abrahams Hummer Geschichte
Weißt Du wie Hummer wachsen? Seltsame Einstiegsfrage, ich weiß. Ich habe diese wunderbare Geschichte von Dr. Abraham Twerski gehört und möchte sie gerne mit Dir teilen, denn in dieser Geschichte steckt alles, was ich erklären will. Hummer sind sehr weiche Tiere, ausgestattet mit einem Panzer, der sie schützt. Nur ist dieser Panzer starr und unflexibel. Wie also kann ein Hummer wachsen, wenn der Panzer sein Wachstum limitiert?
Es kommt also zwangsläufig irgendwann zu dem Punkt, dass es eng und ungemütlich wird in dem Panzer. Wenn es ungemütlich genug ist und der Hummer in Stress gerät, sucht er sich einen sicheren Ort, bricht den Panzer selbst auf und bildet einen Größeren. In ihm kann er nun weiterwachsen, bis auch dieser zu klein wird. Diesen Prozess kann ein Hummer allein im ersten Lebensjahr bis zu 50-mal wiederholen. Der Auslöser ist jedes Mal ein Gefühl von Limitierung, Enge, Aushalten.
Auch wir Menschen wachsen und kommen regelmäßig in unserem Leben an solche Punkte. Nur bringen wir das meist nicht mehr mit Wachsen in Verbindung, sondern nennen es Krisen, Konflikte oder Krankheit. Ich erlebe es noch an vielen Stellen unserer Gesellschaft, dass wachsen für viele mit dem Eintritt ins Erwachsenenalter endet und deshalb wird Wachstumsenge auch nicht als solche erlebt und der Umgang ist dann eben weniger Öffnen und befreien, denn absichern und aushalten. Dabei verwechseln wir aber äußeres und inneres Wachstum. Äußerlich wachsen wir tatsächlich irgendwann nicht weiter, das gilt aber nicht für unser inneres Wachstum.
Lass uns mal genauer hinschauen und bei Kindern anfangen. Kinder brauchen ständig neue Dinge, weil die Alten zu klein werden, neue Kleidung, Betten, Fahrräder, Spielzeug. Selbst das innere Wachstum haben wir auf dem Schirm bei ihnen, wenn wir auf die Erziehung schauen. Auch die wird schnell zu eng, weil Kinder auch geistig wachsen, Freiräume einfordern und autonomer werden. In unserer Vorstellung ist dieser Prozess aber irgendwann abgeschlossen, dann sind wir erwachsen und fertig, wie ein Gericht in der Mikrowelle.
Tatsächlich endet dieser Prozess eigentlich nie, wir wachsen innerlich ein Leben lang weiter, außer wir bleiben stecken und das geht manchmal recht schnell und das kann tatsächlich auch heißen, für den Rest des Lebens festzustecken, wenn man es nicht merkt. Immer, wenn wir nicht genug Vertrauen haben, uns nicht sicher genug fühlen und nicht den Mut finden, den zu klein gewordenen Panzer abzulegen, stagnieren wir. Statt den Panzer zu öffnen, haben wir dann ein Arsenal an Ausweich- und Aushalte- und Rechfertigungsstrategien, die dann oft zum Zug kommen.
Durchhalten und Aushalten
Anders als ein Hummer, der seinen Panzer mit völliger Selbstverständlichkeit abwirft, einfach weil es zu eng wird, können wir Menschen wunderbar aushalten und ausweichen. Wir können verdrängen, uns intensiv ablenken, abspalten und sind Großmeister darin, dauerhaft damit umzugehen, was sich eigentlich längst nicht mehr gut und richtig anfühlt. Dann wachsen wir im zu kleinen Panzer weiter und verbiegen uns metaphorisch, wir werden an die Wand gedrückt, kriegen kaum Luft und können uns irgendwann kaum noch bewegen.
Das tun wir ins so vielen Lebensbereichen, wir halten ungesunde Partnerschaften aus, in denen wir längst nicht mehr miteinander reden. Wir halten Job aus, die uns nicht mehr erfüllen. Wir halten Vorgesetzte aus, die uns nicht verstehen, genauso wie Mitarbeiter. Wir halten Freundschaften aus, denen wir längst entwachsen sind. Wir halten Wohnungen aus, die längst zu klein geworden sind. Wir halten manchmal sogar unsere Familien aus, die uns nicht guttun, falsche Entscheidungen und fehlende Konsequenzen nach falschen Entscheidungen.
An erster Stelle halten wir aber uns selbst aus. Wir brauchen gar keine anderen dazu. Wir halten unsere eigenen Glaubenssätze aus, obwohl wir sie längst durchschaut haben. Wir halten Überzeugungen aus, die wir von den Eltern übernommen haben, aber nie wirklich verstanden haben. Wir tragen Zuschreibungen mit uns herum, die mit uns eigentlich nichts zu tun haben und wir halten unsere eigenen Muster aus, die uns nur limitieren. Wir sind großartig darin auszuhalten und uns abzulenken.
Weil wir das Ende unseres äußeren Wachstums oft gleichsetzen mit dem Ende des inneren Wachstums, gibt es bei vielen auch diese Vorstellung, irgendwann ankommen zu wollen, statt weiter zu wachsen. Das führt dann dazu, dass wir unsere Panzer nicht immer wieder mutig aufbrechen, sondern wir verfestigen sie eher noch, indem wir uns immer mehr Verpflichtungen aufbürden, die uns einschränken. Mein Haus, mein Auto, mein Garten, mein Pferd, mein Kredit, mein Projekt.
Das Gemeine ist, und das musste mir erstmal klar werden, dass wir alles auf der Welt aus einem gesunden und wachstumsorientierten Grund heraus anstoßen können, oder aber um den Panzer zu verfestigen. Wir können heiraten und Familien gründen, weil wir darin wachsen und lieben, dann ist es wunderbar. Wir können aber auch heiraten und Kinder kriegen, um eine Beziehung zu retten, die man vielleicht hätte längst aufbrechen und beenden sollen. Dann verfestigen wir die Panzer und landen im Aushalten und es wird immer enger und es braucht immer mehr Energie, die Enge nicht zu spüren.
Wir können meditieren oder Therapien machen, um zu wachsen, wir können beides aber auch machen, um Strategien zu entwickeln, es im jetzigen Panzer besser auszuhalten und damit landen wir wieder im Aushalten und Ablenken. Wir können Medikamente nehmen wie Antidepressiva, damit sie uns helfen in einer Phase, in der wir uns schwertun, den Panzer aufzubrechen, damit wir wachsen können und uns befreien, wie hilfreich. Wir können sie aber auch jahrelang nehmen, um das längst zu kleine Leben auszuhalten und den Themen auszuweichen. Wie viele Menschen habe ich kennengelernt, denen Tavor oder Valium verschrieben wurde, weil ihnen die Streitigkeiten mit ihrem Partner Panikattacken machten. Klar gingen die dann wunderbar auszuhalten, aber sie landeten eben im Aushalten von Beziehungen statt im Klären. Warum tendieren wir zum Aushalten?
Angst
Womöglich weil wir im Moment des Aufbrechens des Panzers verletzlich sind und wir Neuland betreten, und das macht uns Angst. So große Angst, dass viele lieber limitiert durchhalten und überleben, als dem natürlichen Prozess zu folgen und innerlich zu wachsen. Angst kann die größte Bremse für Wachstum und Veränderung sein, weil sie uns das Gefühl gibt, es ist ernst und bedrohlich und dann landen wir im Durchhalten.
Womöglich weil unser Gehirn in solchen Momenten nur Zugriff hat auf eine bestimmte Art von Verhalten, nämlich die 5F’s (Fight, flight, freeze, fragment, fawn). Wir können das kämpfen, flüchten, erstarren, aufspalten oder uns unterwerfen (mehr dazu in einem anderen Artikel). Das sind unsere Überlebensstrategien. Sie sorgen für Überleben im Panzer, sie sorgen nicht für das Aufbrechen, denn dazu brauchen wir Vertrauen, Sicherheit und andere Menschen (mehr dazu im circle of trust).
Womöglich weil wir alle nie gelernt haben, wie wir damit umgehen, wenn unsere Ängste getriggert werden und unangenehme Gefühle hochkommen.
Wachstumsprozess
Wenn also der natürliche Zustand Veränderung und Wachsen sind, dann sollten wir alle unbedingt Veränderungsprofis werden. Sind wir aber nicht, weil wir es nirgends lernen, es ist kein Schulfach, nicht Bestandteil von Ausbildungen oder Studienfächern. Eigentlich wird es bis jetzt am ehesten in Psychotherapien erfahren und das ist kein Konzept, um alle darin zu schulen. Wir sollten also lernen, wie wir gelassen mit Angst umgehen, wie wir mutig unsere Panzer aufbrechen, damit wir aus der Enge und dem Aushalten ins Wachsen und gemeinsam gestalten kommen. Und zwar nicht einmalig, sondern als kontinuierlicher, lebenslanger Prozess, der zum Glück nie endet und uns immer mehr Fülle und Tiefe beschert.
Coaching
Wenn Du also spürst, dass es eng ist, stagniert, Du nicht weiterkommst und irgendwie im Aushalten gelandet bist. Wenn Du spürst, dass es eigentlich längst Zeit wäre für einen neuen, größeren Panzer, um durchatmen zu können, um Wachsen und aufblühen zu können, um mit anderen Dein Leben erfüllend zu gestalten, dann fängt hier die große, wunderbare Reise an und auf der begleite ich Dich mit meinem Coaching und meinen Kursen.
Als vertrauensvoller Begleiter helfe ich Dir in Phasen der Unsicherheit, des Zweifelns, der Ratlosigkeit und Schritt für Schritt begleite ich Dich dahin, dass Du in Deinen dauerhaften Wachstumsprozess hineinwächst. Dann wird es immer normaler den letzten Panzer abzuwerfen, die Angst wird weniger und Neugierde kommt hinzu. Sorgen verschwinden, dass man mit dem alten Panzer auch gleich Freundschaften und Partnerschaften entsorgen muss und Du wirst erleben, wie es auch in Beziehungen gehen kann.
So möchte ich mein Coaching verstehen und meine Art zu arbeiten, als eine Begleitung, die Dich in Deinen kontinuierlichen Wachstumsprozess bringt.